Unter dem Titel Fortschritt durch Wissenschaft und Forschung fand das G7-Wissenschaftsministertreffen vom 12. bis zum 14. Juni in Frankfurt statt. Eines der erklärten Ziele war es, die Forschung zu Post COVID auszuweiten. NAPKON-Sprecher Prof. Janne Vehreschild war eingeladen worden, um eine Rede zur Corona-Forschung mit Schwerpunkt Post COVID und zu den in NAPKON gesammelten Erfahrungen zu halten.
Die Einladung auf einem G7-Wissenschaftsminister:innentreffen eine Rede zu halten, erhält man nicht alle Tage – was haben Sie gedacht, als die Einladung bei Ihnen eintraf?
Es hat mich wirklich gefreut, dass das BMBF uns als NAPKON ausgewählt hat, die deutsche Wissenschaft in diesem Bereich zu repräsentieren – das bedeutet für mich, dass die gemeinsame Arbeit gesehen wird und man unserem Netzwerk vertraut. Es war für alle eine harte Zeit. Für die Studienzentren, die neben schwersten klinischen Belastungen und bei großen Personalausfällen eine komplexe und aufwendige Studie auf den Weg bringen mussten. Und auch für die Koordinationsteams, die Forschungsdatenplattform und nicht zuletzt die Koordinierungsstelle, die unter schwierigen Förderkonditionen mit schwacher Besetzung in kürzester Zeit so ein Mammutprojekt auf den Weg bringen mussten. Meine Einladung habe ich daher als eine Würdigung der intensiven Arbeit aller an NAPKON Beteiligten in den vergangenen zwei Jahren verstanden.
Wenn Sie sich eine einzige Botschaft der Rede aussuchen müssten, welche wäre das?
Dass wir nachhaltige Forschungsinitiativen und Incentives benötigen, die offene Wissenschaft und vertrauensvolle Zusammenarbeit belohnen. Förderprogramme, die alle Ressourcen und Ergebnisse auf eine:n Hauptantragsteller:innen konstruieren, sind kontraproduktiv. Um die Post COVID-19 Condition zu verstehen und ihre Behandlung zu optimieren, benötigen wir eine ungehemmte Zusammenarbeit zwischen Standorten, Disziplinen und Gesundheitssektoren.
Wer hat außer den Wissenschaftsminister:innen an dem Treffen teilgenommen?
Nicht viele! Es war ein recht intimes Treffen mit den G7 Wissenschafts-Minister:innen, der EU Kommisarin Frau Dr. Gabriel, und jeweils einer kleinen Gruppe von Diplomat:innen und Ministeriumsangehörigen.
Gab es weitere Wissenschaftler:innen, die vorgetragen haben? Wenn ja, welche Punkte haben sie angesprochen?
Außer mir waren Frau Prof. Kinzelbach (Erlangen), Frau Prof. Pongratz (München) und Herr Prof. Visbeck (Kiel) geladen, aber zu jeweils anderen Themen. Leider waren die Sitzungen geschlossen, sodass ich die Beiträge der Kolleg:innen nicht hören konnte.
Wie haben die Wissenschaftsminister:innen auf Ihre Rede reagiert? Was war Ihr persönlicher Eindruck – ist die Dringlichkeit der COVID-19-Forschung bei den Politiker:innen angekommen?
Alle Anwesenden waren hervorragend vorbereitet und kannten sich in der Materie sehr gut aus. Wir hatten eine konstruktive Debatte, mit einer großen Einigkeit bzgl. der wichtigen nächsten Schritte. Vieles ist auch bereits auf den Weg gebracht, aber manche Dinge benötigen einfach Zeit. Ein wichtiger Beschluss war, dass die G7 die Definition der Post COVID-19 Condition einheitlich pflegen und mit der WHO weiterentwickeln möchten. Das schafft Vergleichbarkeit zwischen internationalen Studien, eine entscheidende Grundlage, um gemeinsam arbeiten und Fortschritte erzielen zu können.
Wie geht es jetzt weiter?
In NAPKON sind die Datenspeicher der ersten Follow-Ups inzwischen gut gefüllt, spannende deskriptive Analysen sind auf den Weg gebracht. Jetzt bin ich sehr gespannt auf die Ergebnisse der MultiOMICS Untersuchungen, die im AP5 / SAPCRIN auf den Weg gebracht worden sind. Mit einer so gut gefüllten Datenbank sehe ich hohes Potenzial, ganz neue Aspekte der Pathogenese der Post COVID Condition gemeinsam beschreiben zu können.
Vielen Dank für die Informationen, Herr Prof. Vehreschild!